Wenn wir von Künstlicher Intelligenz und/oder Nachhaltigkeit reden, meinen wir zwei Megatrends, an denen wir in der heutigen Welt nicht mehr vorbeikommen, auch nicht im Tourismus. Sie sind, in Bezug auf ihre künftige Entwicklung, ähnlich diffus, zeigen ihre ersten Auswirkungen aber schon sehr konkret in der Gegenwart. Die Wahrnehmung und die Außenwirkung könnten jedoch unterschiedlicher kaum sein. Dem einen Trend scheint jede:r hinterherzulaufen, während der andere eher hinter uns herläuft und uns so zunehmend überrollt (klimatische Veränderungen, Saisonverschiebungen, Extremwetterereignisse, etc.).
Beide könnte man als “Rivalen der Aufmerksamkeits- und Budget-Rennbahn” beschreiben, bei denen es darum geht, sie zu “Partnern im Geiste” zu machen (Frank Schlieder, Bockletter #11, BAM - Bock auf Morgen). Aber wie schaffen wir es, beide Trends im und für den Tourismus zu vereinen und den einen zum Vorteil des anderen zu nutzen?
Während das Thema Nachhaltigkeit bei uns im PIZ Montafon - Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus die Grundlage unseres Arbeitens ist, ist das Thema KI in vielerlei Hinsicht noch ein großes Fragezeichen, welches klar große Chancen bietet, aber mit Vorsicht zu genießen ist. Genau wie das übergeordnete Thema Digitalisierung, muss auch die künstliche Intelligenz bei zukunftsorientierten Projekten und Ideen mitgedacht werden. In welchen Bereichen also, sehen wir die Themen Nachhaltigkeit und KI schon heute miteinander verwoben?
Betrachten wir zum Beispiel die Bereiche Ressourcenmanagement und Energieeffizienz. Durch intelligente Systeme und Steuerungsmodule kann der Energieverbrauch in touristischen Einrichtungen optimiert werden. Genauso können Technologien wie Beleuchtung, Leistung, Heizung oder Klimaanlage bereits heute automatisch reguliert werden, zum Beispiel in Anhängigkeit von der Außentemperatur, der Uhrzeit, oder der Auslastung eines Hotels oder einer Bergbahn.
Auf ähnliche Weise werden bspw. Hotels in Zukunft KI-gesteuerte Systeme zur Mülltrennung und -überwachung einsetzen können, um somit langfristig bestimmte Abfälle vermeiden, recyceln und besser trennen zu können.
Nicht vom Tourismus zu trennen ist auch das Thema Verkehr, hier werden wir in Zukunft zunehmend von KI-gestützten Verkehrsüberwachungen und damit verbundenen Optimierungen profitieren. Durch innovative Systeme wird es auch für kleinere Verkehrsverbünde möglich sein, Fahrpläne aufgrund von Echtzeitdaten in Bezug auf Auslastung und Verkehrsaufkommen zu optimieren.
Außerdem werden sich mehr und mehr Menschen von ChatBots und KIs bei der Reiseplanung helfen lassen, um personalisierte und hoffentlich auch nachhaltigere Empfehlung zu bekommen. So können bspw. umweltfreundliche Hotels und Unterkünfte noch besser herausgefiltert und kommuniziert werden. Apropos Kommunikation, natürlich können Chatbots auch Touristikern und Touristikerinnen die Arbeit erleichtern, indem Informationen gezielt gesucht und weiter kommuniziert werden können. So können intern integrierte Chatbots, die nur mit lokal gespeicherten Daten gespeist werden, eine große Hilfe sein, wenn es darum geht, neue und bestehende Mitarbeiter:innen bei der Informationsweitergabe an Gäste zu unterstützen. Durch eigene ChatBots oder virtuelle Assistenten können Fehlinformationen vermieden und regions- oder unternehmensspezifische Informationen besser berücksichtigt werden. Hiervon würden vor allem Mitarbeitende an Hotelrezeptione oder Bergbahnkassen und in Tourismusinformationen profitieren.
Dieses Konzept haben wir erst kürzlich im PIZ VHOTEL, unserer Online Plattform für verantwortungsvolle Gastgeber:innen umgesetzt. Hier können Montafoner Gastgebende sich nun über eine intelligente Suchfunktion individuell zusammengefasste Suchergebnisse anzeigen lassen, welche ausschließlich auf den von uns wissenschaftlich erhobenen und eingespeisten Informationen basieren.
Zu guter Letzt hilft künstliche Intelligenz natürlich schon jetzt bei einer Vielzahl von Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen, bei denen sie unterstützend in der Content Kreation und der Informationsbeschaffung hilft und so vor allem personelle und zeitliche Ressourcen spart.
Die Integration von KI in den Tourismus bietet also zahlreiche Möglichkeiten, nachhaltige Praktiken zu fördern und bestehende Prozesse zukunftsorientierter zu gestalten. Durch effizientes Ressourcenmanagement, verbessertes Abfallmanagement, optimierten Verkehr, personalisierte Reiseempfehlungen und Bildung kann KI vor allem dazu beitragen, den ökologischen Einfluss der Tourismusindustrie zu verbessern und gleichzeitig individuelle touristische Erfahrungen zu verbessern. Künstliche Intelligenz sollte jedoch immer mit einer gewissen Vorsicht genutzt und besonders im Kommunikationsbereich stetig hinterfragt und überprüft werden. Ansonsten ist auch bei diesem Trend die Gefahr überrollt zu werden allgegenwärtig.
Svea Jahn, PIZ Montafon - Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus
piz.montafon.at