Vor einiger Zeit schrieb der Marketing-Experte Mark Schaefer das Buch „Marketing Rebellion: The Most Human Company Wins“, in dem er eine enorme Veränderung im Marketing vorhersagte. Er sollte Recht behalten.
Ein kurzer Rückblick in die Schandflecken des Marketings: Im 19. Jahrhundert begann sich die Werbung zu professionalisieren. Nicht nur um Produkte zu bewerben, sondern auch um Konsument:innen zu täuschen. Ein berühmtes Beispiel ist das „Snake Oil“, das als Wundermittel gegen alles Mögliche verkauft wurde – von Rheuma bis Kopfschmerzen. Schnell stellte sich heraus: Es war eine Lüge. Das war das Ende der großen Marketinglügen.
Dann kam das Smartphone. Plötzlich konnten Konsument:innen ihre Wahrheiten teilen: Missstände in Unternehmen, Lebensmittelskandale, all das wurde sichtbar – das Ende der Geheimnisse. Und nun befinden wir uns inmitten der dritten „Marketing-Revolution“: dem Ende der Kontrolle. Ein gutes Beispiel? Die skandalöse VW-Werbung 2020, die weltweit von Tausenden zu Recht in Fetzen gerissen wurde. Das Vertrauen in die Marke sank rapide.
Was bedeutet das für uns?
Konsument:innen haben die Kontrolle übernommen. Wir können sie nicht mehr anlügen oder ihnen Dinge verkaufen, die nicht mit unseren echten Werten übereinstimmen. Sie durchschauen Hochglanzfotos und merken sofort, wenn wir Greenwashing oder Social Washing betreiben.
Was ist die Lösung?
Ehrlichkeit. Authentizität. Verletzlichkeit. Diese Eigenschaften sind heute unsere größten Stärken, besonders in den sozialen Medien, wo unsere Community genau das von uns erwartet. Aber wie geht man das als großes Unternehmen an, das oft komplexe Strategien und lange Entscheidungswege hat?
Hier sind ein paar Tipps:
- Social Media ist kein Ort für plumpe Werbung. Klar, Anzeigen sind erlaubt. Aber wer organisch wachsen will, sollte sich daran erinnern: Menschen wollen unterhalten werden, Spaß haben oder etwas Neues lernen! Unternehmen, die mit ihrem todernsten „Boomer-Vibe“ daherkommen, verlieren schnell.
- Aufmerksamkeit ist das knappste Gut. Wenn du sie mit zu viel Information überforderst, schalten sie ab. Bleib einfach und klar.
- Zeig nicht alles auf einmal. Denk in Schichten. Was willst du zuerst zeigen? Was interessiert die Leute genug, damit sie weiter scrollen oder lesen? Nutze Dramaturgie – mach es den Leuten leicht, dir zu folgen.
- Eine gute Story ist mehr wert als perfektes Logo-Placement!
- Investiere in jemanden, der die Ästhetik und Popkultur versteht! Zu oft sehen wir generisches Stock Footage, das zwar professionell aussieht, aber keine Authentizität hat.
- Verstehe die Plattformen und ihre Mechaniken. Du musst wissen, wo und wie Menschen tappen, scrollen oder sharen. Social Media funktioniert durch Interaktion!
- Nutze Humor. Nimm dich nicht immer so ernst. Unternehmen wie Ryanair sind Meister darin, sich über ihre eigenen Schwächen lustig zu machen und damit Sympathien zu gewinnen.
- Keine Algorithmus-Panik. Algorithmen verändern sich ständig. Bleib lieber konsistent in der Regelmäßigkeit und Qualität deines Contents.
- Mein persönlicher TIPP: Bau eine persönliche Marke auf. Menschen vertrauen Menschen, nicht Unternehmen. Wenn möglich, sollte eine Persönlichkeit das Gesicht deiner Marke sein.
Fazit: Social Media ist der Ort, an dem Menschen echte Inhalte sehen wollen. Die Zeit der Hochglanzfassaden ist vorbei. Authentizität, Humor und eine gute Geschichte schlagen jedes perfekt platzierte Logo. Denn am Ende sind es die menschlichen Geschichten, die uns miteinander verbinden.